Samstag, 10. Februar 2018

Buchrezension: Jojo Moyes - Mein Herz in zwei Welten (Lou, Band 3)

Jojo Moyes
Mein Herz in zwei Welten (Lou, Band 3)


Inhalt:

"Trag deine Ringelstrumpfhosen mit Stolz. Führe ein unerschrockenes Leben. Fordere dich heraus. Lebe einfach."
Diese Sätze hat Will Louisa mit auf den Weg gegeben. Doch nach seinem Tod brach eine Welt für sie zusammen. Es hat lange gedauert, aber endlich ist sie bereit, seinen Worten zu folgen und wagt in New York den Neuanfang. Die glamouröse Welt ihrer Arbeitgeber könnte von Lous altem Leben in der englischen Kleinstadt nicht weiter entfernt sein. Dort ist ein Teil ihres Herzens zurückgeblieben: bei ihrer liebenswert chaotischen Familie und vor allem bei Sam, dem Mann, der sie auffing, als sie fiel. Während Lou versucht, New York zu erobern und herauszufinden, wer Louisa Clark wirklich ist, muss sie feststellen, wie groß die Gefahr ist, sich selbst und andere auf dem Weg zu verlieren. Und am Ende muss sie sich die Frage stellen: Ist es möglich, ein Herz zu heilen, das in zwei Welten zuhause ist?

Rezension:

"Mein Herz in zwei Welten" ist der dritte Band der Reihe um Louisa Clark. Nachdem sie im ersten Teil so tragisch von ihrer Liebe Will Traynor, einem Tetraplegiker, der sich entschlossen hatte, in der Schweiz seinem Leben ein Ende zu setzen, Abschied nehmen musste, und im zweiten Band erst nach einem unabsichtlichen Sturz vom Dach ihre depressive Phase durch eine neue Liebe zu dem Sanitäter Sam überwunden und ihr Leben wieder in die Hand genommen hat, geht ihre Geschichte in New York weiter.

An der Upper East Side erhält Lou eine Anstellung als persönliche Assistentin von Agnes Gopnik. Diese stammt aus Polen, hatte als Masseurin für den Millionär Leonard Gopnik gearbeitet, bis sich beide ineinander verliebten. Leonard hat daraufhin seine Ehefrau verlassen und Agnes geheiratet, die jedoch trotz ihrer Liebe zu ihm und dem Reichtum unglücklich ist, da sie gesellschaftlich gemieden wird. Insbesondere die Frauen der Upperclass sowie ihre 25-jährige Stieftochter Tabitha verhalten sich ihr gegenüber abfällig und verbergen ihre Geringschätzung auch nicht bei öffentlichen Terminen wie den Wohltätigkeitsveranstaltungen, an denen Agnes als neue Mrs. Gopnik teilnehmen muss.

Lous Aufgabe ist es, Agnes eine moralische Unterstützung zu sein und sie zu den Gesellschaften als ihre "Freundin" zu begleiten. Dabei werden ihr Geheimnisse bekannt, mit denen sie nur schwer umgehen kann und die sie lieber nicht gewusst hätte. Zudem muss sich Lou selbst mit den anderen Angestellten und Bewohnern des Hauses herumschlagen, die sie und ihre Aufgabe nicht ernst zu nehmen scheinen. Diskretion wird im Umfeld der Schönen und Reichen großgeschrieben, nur Lou tut sich schwer mit den Regeln "nichts hören, nichts sehen, alles vergessen".
Darüber hinaus ist sie noch junge Beziehung zu Sam noch nicht gefestigt und von Missverständnissen, gegenseitigen Verdächtigungen und Streitereien geprägt, die Lou belasten. Beide stellen sie fest, wie schwer es ist, eine Fernbeziehung zwischen England und den USA aufrechtzuerhalten und stellen die gemeinsame Zukunft in Frage.
Ihr Aufenthalt in New York nimmt dann überraschend eine ganz andere Entwicklung und plötzlich wird Lou von einer ganz anderen Person gebraucht, die ihre für die Hilfe auf ihre ganz eigene Art dankt.

Romane von Jojo Moyes lese ich so gerne, da ich ihren unverwechselbaren Schreibstil mag, der leichtgängig, gleichzeitig tragisch und witzig-frech sein kann und vor allem so lebendig ist, dass man in das Leben der Protagonisten, ihre Sorgen und Probleme, unmittelbar eintaucht.

Lou ist zudem so ein liebenswerter Charakter, der einerseits mit Hummelstrumpfhose und Vintage-Kleidung lebensbejahend bunt ist, aber auch eine sehr nachdenkliche Seite hat, insbesondere wenn sich ihre Gedanken um Will drehen. Aber auch der Rest der Familie Calrk sowie einzelne Personen, denen Lou in New York begegnet, sind einfach Unikate, die die Geschichte so abwechslungsreich machen.

Dennoch konnte mich "Mein Herz in zwei Welten" nicht so begeistern wie die beiden Vorgängerromane. Ich empfand die Geschichte um Lous Aufenthalt in New York etwas konstruiert und konnte mich mit ihrer Aufgabe bei Agnes nicht so richtig anfreunden. Erst die weitere Entwicklung in New York, ihre Verbindung zu Mrs de Witt und ihrem Hund Mops sowie ihre verwirrenden Gefühle für Josh, der ihrer großen Liebe Will so ähnlich sieht, machten den Roman besonders und zeigten wiederum die Einzigartigkeit und den hohen Wiedererkennungswert von Jojo Moyes Schreibstil.
Die Szenen zu Hause bei ihrer Familie in England, all die Charaktere - von ihren Eltern bis zu Wills Tochter Lily - denen man wieder begegnet, haben mir darüber hinaus sehr gut gefallen. Auch die Probleme der jungen Liebe zwischen Lou und Sam, die Unsicherheiten im Umgang miteinander, fand ich sehr berührend.

Wer die ersten beiden Teile geliebt hat, wird sich dem Sog nicht entziehen können und auch Teil 3 lesen wollen. "Mein Herz in zwei Welten" ist allerdings nicht so ergreifend tragisch wie "Ein ganzes halbes Jahr" und nicht so romantisch wie "Ein ganz neues Leben", sondern stellt Lous weitere persönliche Entwicklung in den Fokus. Mit Abstand von zu Hause, weg von ihrer einnehmenden Familie und den Traynors, aber auch mit großer Entfernung zu ihrer neuen Liebe, versucht Lou herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. Sie hängt emotional noch sehr an Will und hat immer wieder seine Worte im Kopf, die sie motivieren, in New York trotz aller Widrigkeiten durchzuhalten. Ihre emotionale Verbundenheit zu Will macht sie einerseits stark, ihr Leben in die Hand zu nehmen und nicht so sehr darüber nachzudenken, was andere von ihr halten könnten, andererseits stört diese die Entwicklung der Beziehung zu Sam.

Der Aufenthalt Louisas in New York ist turbulent, enthält lustige, aber auch traurige Ereignisse und hält einige überraschende Wendungen bereit. Zu Beginn ist Lou verunsichert, wirkt ein wenig verloren in der große Stadt, beweist dann jedoch, dass sie eine Kämpferin ist, die weder ihre Familie, noch Wills Ambitionen für sie enttäuschen möchte. Sie beißt sich durch, entwickelt sich persönlich weiter und merkt letztlich auch, wie viel Sam ihr bedeutet.

"Mein Herz in zwei Welten" beschreibt wortwörtlich Lous innere Zerrissenheit. Trotz der traurigen Elemente, die zeigen, dass das Leben endlich ist, ist der Roman ein sehr positives Buch. Es ist ein lebensbejahender Wohlfühlroman über den Mut, sich selbst treu zu bleiben, nicht unterkriegen zu lassen und seine eigenen Träume zu verwirklichen.

Für mich wäre die Geschichte von Lou schon mit Teil 2 abgeschlossen gewesen, da sie sich darin bereits aufgerafft hat, ihr Leben neu zu beginnen. Teil 3 ist nett, aber für mich kein krönender Abschluss der Reihe. Das Ende ist dann auch so gestaltet, dass es problemlos ein Wiedersehen mit Lou in einem vierten Band geben könnte.



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