Montag, 1. Mai 2017

Buchrezension: Nicola Yoon - Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt

Inhalt:

Die 17-jährige Madeline hat noch nie das Haus verlassen, denn sie leidet an einer seltenen Immunkrankheit. Bisher war das kein Problem, weil sie es nicht anders kennt. Doch als im Nachbarhaus der geheimnisvolle Olly einzieht, kommen sich die beiden so nah, wie es für Madeline möglich ist. Plötzlich möchte sie die Welt außerhalb ihres sterilen Zimmers entdecken, die sie sonst nur aus Büchern kennt. Selbst wenn es bedeutet, dafür ihr Leben zu riskieren.

Rezension:

Madeline ist 17 Jahre alt und leidet an SCID, einem schweren kombinierten Immundefekt. Sie kann nur gefilterte Luft atmen und hat deshalb seit dem Kleinkindalter das Haus nicht mehr verlassen. Sie lebt allein mit ihrer Mutter, da ihr Vater und Bruder bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Den einzigen weiteren menschlichen Kontakt hat sie zu ihrer Krankenschwester Clara, die sich täglich um sie kümmert und die für sie wie eine zweite Mutter ist.

Als in das Haus gegenüber neue Nachbarn einziehen, eine Familie mit einem Jungen in ihrem Alter, wird Madeline neugierig auf die Welt da draußen. Die beiden treten in E-Mail-Kontakt und schon bald darf Olly Madeline mit Erlaubnis von Clara besuchen, ohne dass ihre Mutter davon etwas weiß.

Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden Jugendlichen verlieben sich ineinander, wissen aber genau, dass ihre Liebe keine Zukunft hat.

"Wenn mein Leben ein Buch wäre, würde sich beim Rückwärtslesen nichts ändern. Heute ist genauso wie gestern. Morgen wird genauso sein wie heute. Im Buch von Maddy sind alle Kapitel gleich. Bis Olly auftaucht." (S. 178)

Als Madeline sieht, wie Olly auf der Veranda von seinem gewalttätigen Vater geschlagen wird, stürmt sie ohne an die Konsequenzen zu denken, aus dem Haus, um ihn zu schützen. Ihre Mutter ist außer sich vor Sorge und kann Madeline nach weniger als einer Minute wieder in das sichere Haus zerren. Madeline bleibt körperlich unversehrt, ihre Mutter untersagt ihr aber daraufhin jedweden Kontakt mit Olly. Clara wird entlassen und eine neue Krankenschwester eingestellt, die Madeline überwacht.

Madeline war zwar vor ihrer Begegnung mit Olly nicht unglücklich, sie liebte es zu lesen und mochte auch die ritualisierten Spiele- und Filmabende mit ihrer Mutter. Nun weiß sie aber, dass das Leben viel mehr zu bieten hat und sie beschließt, alles zu riskieren, um zumindest ein Stück der Welt außerhalb ihrer sterilen Umgebung zu entdecken...

"Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt" ist ein Jugendbuch, dass ich als Erwachsene in einem Rutsch gelesen habe. Der Schreibstil ist schlicht, mit einfachen, aber sehr prägnanten Sätzen. Zudem ist das Buch durch E-Mails, Chatverläufe, Auszüge aus Krankenakten und die witzigen Zeichnungen lebendig und liebevoll gestaltet.

Traurig, glücklich, hoffnungsvoll, wütend - als Leser taucht man in das Wechselbad der Gefühle von Madeline ein und empfindet das Leben selbst als unfassbar ungerecht. Sie war bisher immer so stark und man kann verstehen, dass sie aus ihrem Käfig ausbrechen und einfach nur unvernünftig sein will.
Auch Olly ist ein sympathischer Charakter - süß und cool zugleich - so dass sich die jugendlichen Leserinnen wahrscheinlich selbst in ihn verlieben.

Dieser traurige, wunderschöne Roman hat mir aufgrund des lebendigen Schreibstils, der emotionalen Handlung und insbesondere der dramatischen Wendung im letzten Drittel des Romans außerordentlich gut gefallen und ist für jede junggebliebene Leserin eine absolute Kaufempfehlung!

"Du neben mir und zwischen uns die ganz Welt" wurde verfilmt und kommt am 22. Juni 2017 in die deutschen Kinos.


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