Montag, 6. Februar 2017

Buchrezension: Graeme Simsion - Das Rosie-Projekt

Inhalt:

Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.

Rezension:

Don Tillman ist 39 Jahre alt, Professor der Genetik an der Universität in Melbourne und Single. Aufgrund seiner eingeschränkten sozialen Kompetenz hat er nur zwei Freunde und war noch nie mit einer Frau fest zusammen.
Nach einem Vortrag über das Asperger-Syndrom, den er in Vertretung für seinen Freund Gene hält, beschließt Don, sich auf die Suche nach einer Ehefrau für sich zu machen. Dazu entwickelt er - ganz der Wissenschaftler - einen umfangreichen, 32-seitigen Fragebogen, um potenzielle Heiratskandidatinnen nach den für ihn relevanten Kriterien wie Pünktlichkeit, Intelligenz, Nichtraucherin, Alkohol-Abstinenzlerin, ... zu finden bzw. ungeeignete Kandidatinnen direkt herauszufiltern, um sich ein fruchtloses Treffen zu ersparen.

Da begegnet er Rosie, die Gene auf ihn angesetzt hat, die aber aufgrund ihrer Eigenschaften als rauchende Barkeeperin, die kein Fleisch und nur Fisch aus nachhaltigem Fang isst, ganz offensichtlich durch Dons Ehefrauen-Raster fällt.
Rosie ist Anfang 30 und leidet noch immer unter dem Verlust ihrer Mutter und der Tatsache, dass sie nie erfahren hat, wer ihr leiblicher Vater ist. Don bietet ihr daraufhin als Genetiker seine Unterstützung bei der Suche nach ihrem Vater an. Mit Hilfe von Gentests an ehemaligen Mitstudierenden der Mutter soll dieser identifiziert werden.

Rosie und Don verbringen viel gemeinsame Zeit bei dem Vaterprojekt, so dass Don immer öfter gezwungen ist, von seinen streng organisierten (Tages-)abläufen abzuweichen. Schon bald ist er irritiert darüber, dass er gerne mit Rosie zusammen ist, obwohl sie doch gar nicht seinen Kriterien einer perfekten Ehefrau entspricht.

Der Bestseller "Das Rosie-Projekt" ist eine Liebeskomödie, die aus der Perspektive on Don geschrieben ist, der eine zwanghafte Persönlichkeit mit autistischen Zügen ist, dem es an Empathie fehlt. Don lehnt Körperkontakt ab und hat aufgrund seiner eingeschränkten sozialen Fähigkeiten Probleme mit anderen Menschen zu interagieren. Offensichtlich ist ihm selbst trotz seiner Intelligenz und Eigenschaft als Wissenschaftler nicht bewusst, dass er vermutlich selbst unter dem Asperger-Syndrom leidet. Durch Rosie beginnt seine Fassade allerdings zu bröckeln und er schafft es langsam, von seinen festgeschriebenen Gewohnheiten abzurücken und anderen Menschen gegenüber aufgeschlossener zu werden.

Der trockene Erzählstil von Graeme Simion passt ideal, um sich in die Lage von Don hineinzuversetzen. Durch seine eingeschränkten emotionalen Fähigkeiten ist "Das Rosie-Projekt" eine unkonventionelle, sehr unterhaltsame Liebesgeschichte, die die Persönlichkeitsentwicklung von Don, der trotz seiner Erkrankung fürsorglich und liebenswürdig sein kann, aufzeigt und das Herz des Lesers erwärmt.


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