Sonntag, 24. Juli 2016

Buchrezension: Alexandra Tobor - Minigolf Paradiso

Inhalt:

Sommerferien 1997. Die sechzehnjährige Malina findet heraus, dass ihr Großvater, der vor vielen Jahren ertrunken sein soll, alles andere als tot ist. Alois Dudek lebt: als Talkshow-Teilnehmer, Losbudenverkäufer und Minigolfanlagenbetreiber. Gleich nebenan in Castrop-Rauxel! Malina fährt hin, aber der Besuch endet im Desaster. Alois ist kein Vorbild-Opa, sondern ein Verlierer im Elvis-Kostüm, ein alberner Märchenerzähler. Und er hat Schulden bei den falschen Leuten. Als er Opfer eines Überfalls wird, hauen Alois und Malina ab. Ihre Flucht wird zur Reise in die Vergangenheit: in die polnische Heimat, von der Malinas Eltern nie erzählen wollten.

Rezension:

Der Roman spielt im Jahr 1997 und gerade zu Beginn merkt man, wie man die Zeit, in der auch ich aufgewachsen bin, zurückversetzt wird.

Die 16-jährige Malina stammt aus Polen und wächst im Ruhrpott auf, wo sie eine Außenseiterin ist. Ihre Mutter ist sehr um Integration bzw. Anpassung bemüht, nennt sich westlich Grace statt Grazyna und möchte nur das Beste für ihre Tochter: gute Schulnoten und echte Freunde.
Als Malinas Eltern in den Sommerferien in den Urlaub fahren, trifft Malina durch Zufälle und eigene Neugier auf ihre Vergangenheit und familiären Hintergrund auf ihren Großvater, der als verstorben galt.
Quicklebendig lernt Malina ihn als Inhaber einer veralteten Minigolf-Anlage kennen, der in einem Wohnwagen von seinen Betrügereien lebt. Als der Gauner ertappt wird und von zwielichtigen Gestalten bedroht wird, nutzt Malina die Gelegenheit, um mit ihm nach Polen zu fahren. Sie möchte endlich alles über die Vergangenheit ihrer Familie erfahren, was ihr von ihrer Mutter bisher verschwiegen wurde.
Es beginnt ein Roadtrip, der sie in die Vergangenheit führt. Sie taucht in Geschichten des Großvaters ein, der viel zu erzählen hat, es mit der Wahrheit aber nicht so genau nimmt.

Der Roman ist für alle Jugendlichen der 90er-Jahre eine Reise in die Vergangenheit, die man selbst erlebt hat. Ich fand es sehr unterhaltsam und interessant mich wieder an die Kleidung, Musik oder Fernsehsendungen von damals zu erinnern.
Für mich hatte „Minigolf Paradiso“ allerdings im Hauptteil des Romans, dem Roadtrip, seine Längen, da ich mich für die vielen, zum Teil sehr phantasievollen, Geschichten von Aldi nicht wirklich begeistern konnte.
Das Buch ist allerdings mehr als eine skurrile Zeitreise nach Polen. Es handelt vom Erwachsenwerden, der Suche nach den eigenen Wurzeln, von Vergangenheitsbewältigung, gescheiterten Träumen und hat im Umgang mit dem Fremden, Andersartigen auch kritische Untertöne.

„Minigolf Paradiso“ ist ein amüsanter, manchmal abstruser Sommerroman und für all diejenigen geeignet, die sich mit einer 16-Jährigen Mitte der 90er-Jahre identifizieren können und in alten Erinnerungen schwelgen möchten. Als Leser sollte man allerdings auch offen für Geschichtenerzähler, schräge Charaktere und die Absurditäten des Lebens sein.

Wer selbst noch einmal in die 90er-Jahre eintauchen möchte, die Autorin hat einen Blog "Betreutes Lesen", den man für noch mehr Lesespaß begleitend zum Buch lesen kann.




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