Samstag, 4. Juni 2016

Buchrezension: Cassandra Day - Umweg ins Glück

Inhalt:

Für Laura stand stets fest: nie wieder Landluft!
Nur verläuft das Leben selten geradlinig. Zehn Jahre nach ihrem Verschwinden treiben Geldsorgen sie zurück in ihr Heimatdorf, in dem Laura als Sexualtherapeutin nicht unerwünschter sein könnte. Offen über Sex reden? Zugeben, dass es in einer Ehe auch mal kriselt? Nicht in Neunkirchen.
Aber auch Laura verschweigt, dass sie sturzbetrunken mit ihrem alten Schulfreund Max im Bett gelandet ist. Andernfalls würde der konservative Frauenbund sie wohl gleich zum Teufel jagen. Dabei ist es nicht Lauras Vergangenheit, die einen Neuanfang gefährdet, sondern Max‘ Zuneigung und die Geheimnisse, die er verbirgt.

Rezension:


Laura ist Ende 20 und kehrt nach zehn Jahren des Aufenthalts in München wieder in ihren Heimatort Neunkirchen in die Provinz von Bayern zurück. Dort jobbt die studierte Psychologin übergangsweise bei ihrem Vater Andreas als Kellnerin in den Neunkirchener Stuben und trifft sukzessive auf alte Schulfreunde und Bewohner des Dorfs, die sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Laura möchte deshalb schnellstens ein bisschen Geld verdienen und dann wieder weg. Während des Studiums hat sie sich auf Sexualtherapie spezialisiert und betreibt online einen Ratgeber-Blog, veröffentlicht diesbezüglich youtube-Videos und verdient sich ein paar Euro bei der Telefonseelsorge dazu.

Auch wenn Laura im Dorf ganz offen von der Vorsitzenden des Frauenbundes Desiree tyrannisiert wird, weil sie angeblich "verrucht" sei und den "guten Ruf des Dorfes" schädigen würde, bleibt sie wegen ihres Schulfreundes Max letztlich doch länger als geplant. Zahlreiche Heimlichtuereien müssen geklärt und von ihr wie zufällig aufgedeckt werden, bis Laura über Umwege zu ihrem Glück findet.

Trotz der sehr einfachen Schreibweise (abgesehen von den Rechtschreib- und Layoutfehlern) konnte ich dem Roman nicht immer folgen. Mir war bis zum Ende nicht klar, warum Laura ausgerechnet jetzt nach Neunkrichen zurückgekehrt ist und warum sie vor zehn Jahren Hals über Kopf geflohen ist. Wie hat sie sich zehn Jahre in München über Wasser gehalten, wenn sie jetzt völlig abgebrannt ist? Ist sie nur vor dem Fußfetischisten geflohen? War die Scheidung und das daraus resultierende vermeintliche Mobbing der Dorfbewohner der Grund für die Flucht aus Neunkirchen?

Ich musste mir einige Folgerungen zusammenreimen und empfand die Geschichte insgesamt als sehr konstruiert. Die kleinen Andeutungen, die der Unterhaltung des Lesers dienen sollten sowie die Anspielungen auf "50 Shades of Grey" (oder eher den Vorgängerroman der Autorin? - ich habe beide Romane nicht gelesen) fand ich zu penetrant.

Prüde oder erzkatholische Dörfer, dessen Einwohner noch gedanklich im letzten Jahrhundert leben, mag es sicher geben, aber in diesem Roman waren mir die Verhaltensweisen so überspitzt dargestellt, dass sie schon absurd wirkten. Ein ganzes Dorf steht unter der Fuchtel einer cholerischen (unverheirateten) Frauenbunds-Vorsitzenden, um den Schein eines Dorfes mit der niedrigsten Scheidungsquote zu wahren?! Deshalb wagen es Paare nicht, sich scheiden zu lassen oder müssen im Gegenzug erst andere Paare heiraten, damit die Scheidungsquote nicht steigt?
Gut, dass am Ende Sexualtherapeutin Laura ihre Praxis eröffnet, die mit klugen Ratschlägen die Ehen retten und zum Erhalt der Quote beitragen kann!


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