Mittwoch, 13. April 2016

Buchrezension: Sarah Kuttner - 180 ° Meer

Inhalt:

Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, ist Jule mit ihrem Bruder und ihrer selbstmordgefährdeten Mutter aufgewachsen. Als Erwachsene hat sie sich einen Alltag geschaffen, in dem sie alles nur noch irgendwie erträgt: ihren Job als Sängerin, die unzähligen Anrufe ihrer Mutter, den ganzen Hass in ihr, der sie fast verschwinden lässt. Als auch ihre Beziehung zu bröckeln beginnt, flieht sie zu ihrem Bruder nach England, auf der Suche nach Ruhe und Anonymität.
Doch dort trifft sie auf ihren Vater, der im Sterben liegt. Zaghaft beginnt Jule einen letzten Versuch, sich dem Mann anzunähern, von dem sie sich ihr Leben lang im Stich gelassen gefühlt hat.

Rezension:

Da ich die beiden ersten Roman von Sarah Kuttner "Mängelexemplar" und "Wachstumsschmerz" schon vor einiger Zeit gelesen habe, war mir der Schreibstil von Sarah Kuttner - direkt, trotzig und stellenweise provozierend und herausfordernd, bekannt.

In "180 ° Meer" geht es wieder um eine Protagonistin um die 30, die mit sich und ihrem Leben nicht zufrieden ist und sich in einer Phase des Umbruchs befindet.

Ihre Mutter ist depressiv und schon als Kind musste Jule Erfahrung mit den Suizidversuchen ihrer Mutter machen. Auch die kurzzeitige Versöhnung mit Jules Vater und anschließende Geburt des Sohnes führte zu keiner Verbesserung ihrer psychischen Verfassung.
Den Kontakt zu ihren Eltern meidend, verdient Jule ihr Geld als Sängerin und tritt dreimal pro Woche mit Daniel, der sie am Piano begleitet in einem Restaurant auf. Der Job, auf den sie finanziell nicht einmal angewiesen ist, ist ihr verhasst, sie mag die eigene Interpretation der souligen Lieder nicht und auch das Ambiente in dem Speiselokal ist ihr zuwider. Mit dem Inhaber, Andreas, hat sie eine leidenschaftslose Affäre, während in der gemeinsamen Wohnung ihr Freund Tim, der Knotenfetischist, auf sie wartet.
Als er von der Affäre erfährt, schmeißt er Jule raus und sie flüchtet zu ihrem Bruder Jakob nach London. Dort bleibt sie länger als geplant, nimmt sogar einen Job in einem Second-Shop an, bevor sie dann in ein Hotel in der Nähe des Wohnortes ihres Vaters zieht. Von ihrem Bruder hatte sie erfahren, dass ihr gemeinsamer Erzeuger an Prostatakrebs erkrankt ist. Mehr aus Pflichtbewusstsein als aus Zuneigung besucht sie ihn und stellt dabei erstaunt fest, dass die beiden sich gar nicht so unähnlich sind.

Der Roman schildert weitestgehend die Emotionen und das Gefühlschaos von Jule, obektiv passiert nicht viel, so dass der Roman nicht nur unaufregend, sondern schlicht langweilig bis nahezu belanglos auf mich wirkte.
Die Aufarbeitung ihrer Kindheit, eine Versöhnung mit den Eltern und insbesondere dem todkranken Vater zieht sich zwar wie ein roter Faden durch den Roman, wird aber letztendlich nie konkret.
Stattdessen raucht Jule lieber den ein oder anderen Joint, widmet sich dem "Arschlochhund" oder philosophiert über die Queen. Die vordergründige Darstellung von Übersprungshandlungen und -gedanken, um sich von den tiefergehenden Problemen - sei des die Familiengeschichte oder die Beziehung zu Tim - mag von der Autorin so gewollt sein, aber mich fesselte Jules Geschichte nicht genug, so dass ich während des Lesens aufpassen musste, nicht gedanklich abzuschweifen.

Fazit: Ein Roman außerhalb des Mainstreams und abseits typischer Gute-Laune-Frauenliteratur mit vorhersehbarem Happy End, der aber dennoch keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wollte. Unterhaltung geht anders.



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