Mittwoch, 20. Januar 2016

Buchrezension: Susan Abdulhawa - Während die Welt schlief

Inhalt:

Jenin im Blumenmonat April: Frühmorgens, bevor die Welt um sie herum erwacht, liest Amals Vater ihr aus den Werken großer Dichter vor. Es sind Momente des Friedens und der Hoffnung, die Amal ihr Leben lang im Herzen trägt — ein Leben, das im Flüchtlingslager beginnt, nach Amerika führt und dennoch stets geprägt ist vom scheinbar ausweglosen Konflikt zwischen Israel und Palästina. Über vier Generationen erzählt Susan Abulhawa die bittere Geschichte Palästinas im Verlauf des 20. Jahrhunderts — eine Geschichte über den Verlust der Heimat, eine zerrissene Familie und die immerwährende Hoffnung auf Versöhnung.

Rezension:


Anhand der Geschichte einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie, die sich von 1941 bis 2002 erstreckt, wird der Verlauf des Nahost-Konflikts um "das heilige Land" geschildert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung des Staates Israel 1948 werden die Menschen in Ein Hod mit Waffengewalt von den Juden aus ihren Häusern vertrieben und müssen fliehen. Im Flüchtlingslager in Jenin wird Amal als jüngste Tochter geboren, nachdem der jüngere Sohn der Familie auf der Flucht verschwunden ist. Amals gesamtes Leben ist geprägt von Krieg, Gewalt und Leid. Im Verlauf des Romans verliert sie nahezu alle Angehörigen und Freunde bzw. muss diese bei ihrer Flucht bis nach Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika zurücklassen. Auch wenn sie sich unsterblich in den Arzt Majid verliebt und die gemeinsame Tochter Sara zur Welt bringt, wird sie selbst nie glücklich werden und ein erfülltes Leben führen können.

Anhand des Einzelschicksals von Amal wird das ganze Leid geschildert, was einer Familie im Krieg und auf der Flucht passieren kann. Vertreibung, Zerstörung, Gewalt, Kindesraub, gefolterte Kinder, Massenmord, unschuldig massakrierte Zivilisten,... es wird nichts ausgelassen. All dies geschieht auf dem Rücken der Palästinenser und die Welt sieht scheinbar tatenlos zu wie sich die Israelis dieses Recht herausnimmt. Da erscheinen Selbstmordattentate von Arabern, die Gewaltspirale noch weiter anheizen, fast schon gerechtfertigt.

Das Buch ist sehr bewegend geschrieben und ist - aufgrund des realen Hintergrunds um fiktive Protagonisten - eine Mischung aus Dokumentation und Roman.

"Während die Welt schlief" prangert an, dass die Palästinenser und deren Situation in den Flüchtlingslagern von der Welt in all den Jahren des Palästina-Konflikts nicht ausreichend wahrgenommen wurde. Die Autorin wirft sowohl Journalisten als auch Hilfsorganisationen vor, nicht vor Ort gewesen zu sein bzw. das Leid der Menschen in den Medien nicht dargestellt oder die Situation sogar verzerrt geschildert zu haben. 

Auch wenn es ein Roman mit mit frei erfundenen Protagonisten ist und die Geschichte deshalb keinen Anspruch auf Wahrheit erhebt, sollte dem Leser vor Kauf des Buches bewusst sein, dass der autobiographische Hintergrund der Autorin einen verständlicherweise großen Einfluss auf ihre Erzählweise hat, und der Israel-Palästina-Konflikt deshalb sehr subjektiv aus Sicht von Susan Abdulhawa dargestellt wird. 

Wer mehr über den Konflikt lesen möchte ohne allzu trockene Literatur oder Sachtexte zu lesen, kann durch dieses Buch viel über die Geschichte des heiligen Lands lernen.


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